Leistung und Lebensdauer des Kaninchens werden in starkem Maße durch die Fütterung bestimmt.Die Ansprüche des Wildkaninchens an die Futtermenge und seine Freßgewohnheiten lassen sich hierbei nur in sehr beschränktem Umfang auf die Fütterung des Hauskaninchens übertragen. Das Wildkaninchen kann sich eine dem Nährstoffbedarf entsprechende Ration durch die Auswahl an dem Angebot verschiedener Futterpflanzen und Pflanzenteile (Triebspitzen, Blätter) selbst zusammenstellen und die Menge entsprechend seiner Bedürfnisse variieren. Aufgrund seiner geringeren Größe sind seine Ansprüche an die Nährstoffmenge geringer. Das Hauskaninchen ist demgegenüber gezwungen, mit dem Futter vorliebzunehmen, das ihm vorgelegt wird. Sofern es sich bei dem verfügbaren Futter um Haus- und Gartenabfälle handelt, ist die Ernährung vielfach zu einseitig (vitaminarm, geringer Nährstoffgehalt) und nicht immer in einwandfreier Qualität. Die großen Kaninchenrassen sind 4-5 mal so schwer wie das Wildkaninchen und haben einen entsprechend höheren Nährstoffbedarf,wenn die veranlagte Leistung realisiert werden soll. Bei beliebiger Verabreichung von Kraftfutter an Zuchttiere ist jedoch die Gefahr einer Verfettung größer als das Risiko einer Unterversorgung.
Grundlagen und Begriffe
Verdauungsorgane: Kaninchen haben einen verhältnismäßig großen Magen (bis 200 cm3 Fassungsvermögen) und einen sehr großen Blinddarm, dessen Inhalt etwa 50 % desjenigen der gesamten Verdauungsorgane umfaßt. Aufgrund des relativ großen Fassungsvermögens des Magens kann der niedriege Nährstoffgehalt von Grobfutter teilweise durch den Verzehr entsprechend größerer Futtermengen ausgeglichen werden. Der Magen bildet eine sackartige Erweiterung zwischen der Speiseröhre und dem Zwölffingerdarm. Wegen der schwach entwickelten Magenmuskulatur erfolgt der Weitertransport des Futters in den Darm vor allem durch den Schub von neu aufgenommenen Futter oder Weichkot. Bei ausschließlicher Verabreichung von Konzentratfutter wird wenig zerkleinertes Futter aufgenommen und das Futter bleibt relativ lange im Magen liegen. Das kann insbesondere bei Angorakaninchen und bei der Gruppenhaltung von Masttieren zur Bildung von Haarballen führen. Das Futter benötigt mindestens 5 Std., um die Verdauungsorgane zu passieren. Teile der Nahrung werden wegen der nochmaligen Aufnahme über den Weichkot noch nach 6 Tagen ausgeschieden.
Blinddarmkot :
Hierbei handelt es sich überwiegend um nachts ausgeschiedene und vom Kaninchen direkt vom After weg wieder gefressene Weichkotpellets. Es ist der im Blinddarm von Mikroben aufgeschlossene Teil der Nahrung, der etwa 10 % der vom Kaninchen aufgenommenen Energiemenge und 30-80 % der über den After ausgeschiedenen Trockensubstanz umfasst.
Der Blinddarmkot dient der Versorgung des Kaninchens mit einer Reihe von Vitaminen (z.B. B12, Niacin, Pantothensäure, Riboflavin) und Eiweißbausteinen (Aminosäuren). Ferner werden die Rohfaserverdauung und die Überlebenschancen bei Wasser- und Futtermangel verbessert.
Verdauungsvermögen : Rohfaserarme Futtermittel, z. B. Getreide, Wurzelfrüchte werden verhältnismaßig gut verdaut, d. h. etwa wie vom Schwein; rohfaserreiche Futtermittel, z. B. Gras, Heu, Grünmehl werden nicht so gut wie vom Rind, sondern wie etwa vom Pferd verwertet.
Es können notfalls die Futtermittel mit einem Rohfasergehalt von unter 10 % die Nährstofftabellen für Schweine und bei Futtermitteln mit über 10 % Rohfasergehalt die für das Pferd gelten.
Nährstoffgehalt :
Der Nährstoffgehalt eines Futtermittelswird als prozentualer Gehalt an Rohnährstoffen (ermittelt in der Weender-Analyse) ausgedrückt, z.B. Roheiweiß, Rohfett, Rohfaser. Dieses Analyseverfahren ist eine relativ grobe (rohe) Methode, bei der jeweils die Inhaltsstoffe zusammengefasst werden, die chemische Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Rohprodein umfasst beispielsweise alle stickstoffhaltigen Inhaltsstoffe und nicht nur das Eiweiß. Die stickstofffreien Extraktstoffe sind der durch die einzelnen Analysen nicht erfaßte Rest, der aus Zucker, Zellulose, Stärke u. a. besteht.
Nährstoffbedarf :
Die Anspruchslosigkeit des Wildkaninchens Verleitet zu der Unterschätzung des Nährstoffbedarfes des im allgemeinen schwereren Hauskaninchens bei wesentlich höheren Leistungsvorderungen. Grünfutter, Heu und Wurzelfrüchte sowie Haus- und Gartenabfälle sind aufgrund ihres hohen Wasser- bzw. Rohfasergehaltes für die Ausschöpfung der Leistungsveranlagung zu nährstoffarm.
Eine säugende Häsin müsste beispielsweise 3 kg Gras oder 800 Gramm Heu täglich fressen, um 200 Gramm Milch zu erzeugen. Ein 1 kg schweres Jungmastkaninchen würde 700 - 800 Gramm Gras benötigen, um die für 35 g Tageszumahme erforderliche Nährstoffmenge aufzunehmen. Sowohl bei der Häsin als auch beim Jungtier reicht das Fassungsvermögen der Verdauungsorgane für diese Futtermenge nicht aus. Abgesehen davon bleibt die Deckung des Vitamin- und Mineralstoffbedarfes fraglich. Daher sind die auf dieser Futtergrundlage zu erzielenden Zunahmen geringer und die Häsin müsste Körperreserven verwenden, d. h. Gewicht verlieren, um ihren Nachwuchs satt zu bekommen.Mit dem nächsten Wurf muss dann so lange gewartet werden, bis die Körperreserven ergänzt sind. Je höher daher die Leistungsforderungen sind, um so stärker muss Kraftfutter eingesetzt werden. Zur Deckung des Erhaltungsbedarfes reicht bei kombinierter Fütterung das Grünfutter aus.
Der Ernährungsbedarf entspricht der Nährstoff- bzw. Futtermenge , die zur Aufrechterhaltung der normalen Lebensfunktionen, einschließlich der Futtersuche und - verdauung, ohne Gewichtszuwachs, Fortpflanzungs- oder Milchleistung erforderlich ist. Erhaltungsfutter benötigen demnach Zuchthäsinnen und Rammler während der Zuchtruhe sowie ausgewachsene Ausstellungstiere.
Der Leistungsbedarf umfasst alle über die bloße Lebenserhaltung bei konstantem Gewicht hinausgehenden Anforderungen an die Nährstoffversorgung wie z. B. Trächtigkeit, Milchleistung, Körper- und Wollwachstum.
Energie : Die im Futter in Form von Kohlenhydraten ( Zucker, Stärke, Zellulose, etc.) , Fett und Eiweß enthaltene Energie wird vom Kaninchen für die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels, die Bewegung und den Fettansatz benötigt. Als Maßstab für den Energiegehalt des Futters dienen die Angaben in Kalorien bzw. Joule oder Mega-Joule (100 Joule = 1 Mega-Joule)
Für die Beurteilung des Energiegehaltes in Futtermitteln ist es wichtig darauf zu achten, ob sich die Angaben auf die verdauliche oder umsetzbare Energie beziehen. Der Energiegehalt wird auch in Form des Gehaltes an Gesamtnährstoffen oder Stärkeeinheiten angegeben.
Grünfutter
vRP%
MJ/kg
Futterkohl
1,5
2,12
Wiesengras
2,0
2,93
Luzerne vor der Blüte
2,8
2,80
Silage
Kleegras-Silage
1,8
2,28
Mais-Silage
1,3
2,45
Grünfutter,natürlich
u. künstl. getrocknet
Brennesselheu
16,4
9,89
Haferstroh
0,9
4,62
Luzerne-Heu v.d. Blüte
10,5
8,49
Luzernengrünmehl 17%'RP
12,2
9,76
Obsgartengras nat. getr.
4,9
6,91
Rotkleeheu
7,0
8,73
Wiesenheu, mittelgut
4,5
6,58
Wurzeln, Knollen
Futterrüben
0,4
2,38
Kartoffeln, gedämpft
1,1
4,11
Kohlrüben
0,4
2,25
Möhren
1,2
1,95
Tobinambur-Knollen
0,9
3,19
Wasserrüben
0,4
1,31
Körner, Samen
Gerste, gute Qalität
7,1
13,56
Hafer, gute Qualität
8,1
12,,38
Mais, gute Qualität
7,6
14,92
Weizen, gute Qualität
9,1
14,52
Erbsen, gelb
18,7
14,22
Gewerbliche Nebenprodukte
Weizenkleie
13,9
10,50
Leinextrationsschrot
30,4
12,53
Sojaextrationsschrot
39,0
13,06
Biertreber, getrocknet
20,4
10,87
Verschiedenes
Brot, getr. Abfälle
11,4
16,23
Eicheln, getrocknet
2,6
10,70
Haushaltsabfälle
1,0
1,68
Eiweiß : Das Eiweiß im Futter benötigt das Kaninchen in erster Linie zum Aufbau und Ergänzung der Körpereigenen eiweißhaltigen Bestandteilen wie z. B. Fleisch, Haare und Wolle sowie Milch und Jungtiere. Das vom Kaninchen erzeugte Eiweß kann nur aus dem Futtereiweiß erzeugt werden.Leistungsfutter muss daher im Verhältnis zur Energie mehr Eiweiß als Erhaltungsfutter enthalten. Zur Beurteilung des Futterwertes ist es erforderlich, daß neben dem Energiegehalt auch der Eiweißgehalt der Futtermittel berücksichtigt wird.
Futteraufnahme : Sie erfolgt bei ständiger Verfügbarkeit von pelletiertem Futter in relativ kleinen Mahlzeiten (2-8g) von etwa 5 Minuten Dauer, 30-40 mal pro Tag. Jungtiere fressen weniger pro Mahlzeit, aber häufiger. Etwa 70 % des Futters werden während der ersten bzw. letzten Stunden der Dunkelheit aufgenommen.
Das Kaninchen ist ein ausgesprochener Feinschmecker. Von gern gefressenem Grünfutter wie z. B. Rotklee, bodenfrüchtigem Klee und Alexandrinerklee wird bis zu drei mal so viel wie von weniger gern gefressenem Futter aufgenommen.Bezogen auf das Körpergewicht werde täglich bis zu 60 % desselben an Grünfutter aufgenommen. Ist genügend Grünfutter verfügbar, werden nur die Blätter und Triebspitzen gefressen und die Stengel verschmäht. Zwingt man andererseits die Tiere, auch die Stengel zu fressen, ist die Nährstoffaufnahme und somit die Leistung niedriger. Aus diesem Grunde ist möglischst nur junges und stengelfreies Futter zu verabreichen, wenn man hohe Leistung erwartet.
Schmackhaftigkeit : Sie wird in erster Linie von Beschaffenheit (Konsistenz) beeinflußt. Die Beliebtheit der Futtermittel nimmt in nachfolgender Reihenfolge ab: Grünfutter, Wurzelfrücht, feuchtkrümeliges Weichfutter(Getreideschrot, gedämpfte Kartoffeln) , pelletiertes nMischfutter, Rauhfutter, mehlförmiges Mischfutter. Die beliebtheit von Getreide nimmt in der Reihenfolge ab. Hafer, Gerste, Weizen, Mais.
Täglich Frisch- und Trockensubstanzaufnahme von verschiedenen Grobfutterarten (Tiergewicht 3,0-3,2 kg)
Handesmischfutteraufnahme: Neben der Schmackhaftigkeit wird die Futteraufnahme auch vom Eiweißgehalt beieinflußt, d. h. je niedriger der Eiweißgehaltist, desto weniger Futter wird aufgenommen.
Alleinfutter: Mischfutter, das bei alleiniger Verabreichung den Nähr- und Wirkstoffbedarf der Tiere deckt, z.B. Alleinfutter für Zuchttiere oder Alleinfutter für Masttiere.
Futter/g
Trockensubstanz/g
Grünfutter
Rotklee
1350
180
Bodenfrüchtiger Klee
1850
310
Luzerne
1250
190
Mais
880
170
Futter-Gemenge
1410
240
Weidegras
520
90
Futterrübenblatt
1280
120
Raps
1290
160
Heu
Luzerne
210
180
Weidegras
190
170
Silage
Weidegras
420
100
Weide-Gärheu
230
80
Gras
530
200
Wurzelfrüchte
Futterrüben + 20 g Grasheu
990
120
Kartoffeln + 50 g Wiesenheu
540
180
Kombinierte Fütterung : Die Tagesration besteht hierbei einmal aus Grobfutter ( Grün- und Rauhfutter, Wurzelfrüchte, Abfälle aus Küche und Garten) zur beliebigen Aufnahme und zum anderen aus Kraftfutter. Von letzterem werden zur Deckung des in den einzelnen Produktionsstufen unterschiedlichen Bedarfs die entsprechenden Mengen rationiert beigefüttert. Das ermöglicht durch die Erhöhung der Nährstoffkonzentration in den Gesamtration den Ausgleich der infolge der begrenzten Kapazität der Verdauungsorgane eingeschränkten Nährstoffaufnahme bei alleiniger Verabreichung von Grobfutter. Bei Grobfutter aus qualitativ gutem Grünfutter ( Kleearten u. a. ) und bei nur durchschnittlicher Leistungsanforderung ( 2-3 Würfe/Jahr, 15-20 g Tageszunahme, 800-900g Wolle/ Tier und Jahr) genügt die Beifütterung von gequetschtem Getreide oder Abfällen der Mehlfabrikation (Kleienachmehl). Bei geringer Grobfutterqualität sollte zur Vermeidung des mit einer Mangelernährung verbundenen Risikos ein energiereiches Handelsmischfutter (z.B. Mastalleinfutter) beigefüttert werden. Dessen Vitamin- und Mineralstoffgehalt muss so bemessen sein, dass auch bei einer rationierten Verabreichung des Grobfutters Mangelerscheinungen ausgeschlossen sind. Zweckmäßigerweise wird morgens das Mischfutter verabreicht und abends das Grobfutter. Bei Tagestemperaturen unter 10°C kann wegen der geringeren Gefahr des Verderbs die gesamte Ration auf einmal gegeben werden.
Futterrationierung : Wenn die Gefahr der Verfettung besteht, weil mehr Nährstoffe, insbesondere Energie aufgenommen werden, als für die zu erwartenden Leistungen notwendig sind, muß die Nährstoffversorgung gedrosselt werden. dies kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:
1. Völliger oder teilweeiser Ersatz von Futtermitteln mit hohem Energiegehalt (Mastalleinfutter, Getreide) durch Futtermittel mit niedrigem Energiegehalt (Grobfutter) .
2. Bei Alleinfütterung Begrenzung der Futteraufnahme und zwar:
a) durch Zuteilung einer dem Nährstoffbedarf entsprechenden Futtermenge
b) durch zeitliche Begrenzung des Zugangs zum Futter.
Erhalten die Tiere z.B. nur 5 Stunden täglich Zugang zum Futter, fressen sie nur 70% der bei beliebiger Futteraufnahme verzehrten Futtermenge und bei täglich 7 Stündiger Futteraufnahme nur 80-85 %. Soll nicht die Freßzeit,sondern die Futtermenge zugeteilt werden, genügt es, die Wochenmenge insgesamt abzuwiegen und die tägliche Ration mit einem markiertem Meßgefäß dem Vorratsbehälter zu entnehmen. Bei jungen wachsenden Tieren sind die Zunahmen etwa in dem gleichen Umfang geringer, wie die Futtermenge von der beliebigen Futteraufnahme abweicht.
Wasserbedarf : Bei Temperaturen von 18-20°C wird etwa das 2-3fache des aufgenommenen Trockenfutters an Wasser benötigt. Nur bei ausschließlicher Fütterung von Grünfutter und Wurzelfrüchten kann auf die Verabreichung von Wasser verzichtet werden, sofern es sich nicht um säugende Häsinnen handelt.
Dass das Wildkaninchen kaum bei der Wasseraufnahme beobachtet wird, ist auf der nahezu ausschließlichen Aufnahme von Saftfutter zu erklären, welches in den frühen Morgenstunden außerdem noch taufeucht ist.
Futtermittel/Handelsmischfutter :
Grünfutter - Frische oberirdische Teile von Pflanzen; hoher Wassergehalt. Blätter und Triebspitzen sind eiweißreicher, leichter verdaulich und werden lieber gefressen als Stängel und ältere Pflanzen.Nur frisch verfüttern, verdirbt leicht.
Saftfutter - Silage und Wurzelfrüchte, Küchen- und Gartenabfälle; mittlerer bis hoher Wassergehalt. Silage etwa 10 % niedrigerer Nährstoffgehalt als das betreffende Grünfutter. Wurzelfrüchte im allgemeinen eiweißärmer als Grünfutter, hochverdaulich. Grünfutter ist so zu lagern, dass es sich nicht erhitzen kann, z.B. auf Latten- oder Drahtrost an luftigem, schattigem Platz.
Rauhfutter : Heu, Stroh; rohfaserreich und weniger gut verdaulich als die anderen Futtermittel. Grün- , Saft- , und Rauhfutter werden auch als Grund- oder Grobfutter bezeichnet.
Kraftfutter : Körnerfrüchte, Nebenprodukte der industriellen Nahrungsmittelverarbeitung und die daraus unter Zusatz von Mineralstoffen und Vitaminen hergestelltem Handelsmischfutter. es wird bei letzterem unterschieden zwischen:
Alleinfutter für Zuchtkaninchen - (etwa 600g Gesamtnährstoff/kg, 15-18 % Rohprotein)
Alleinfutter für Zuchtkaninchen - (etwa 700 g Gesamtnährstoff/kg Futter, 16-20 % Rohprodein).
Futterverwertung : Futteraufwand in kg je kg Zuwachs. Z.B. 3.1 = 3 kg Futter werden für die Erzeugung von 1 kg Zuwachs benötigt.Die Futterverwertung ist um so besser, je nährstoffreicher und rohfaserärmer das Futter ist. Das Streben nach einer guten Futterverwertung steht hierbei allerdings vor dem Problem,dass beim Kaninchen zumindest in den ersten Wochen nach dem Absetzen die durch Erkrankungen des Darms (Enteritis) verursachten Verluste mit zunehmender Verdaulichkeit des Futters ansteigen.Wenn auf die vorbeugende Verabreichung von Medikamenten verzichtet werden soll, ist es zweckmäßiger, in den ersten Wochen nach dem Absetzen an die Jungtiere ein rohfaserreiches Futter (14-16 %) zu verabreichen und den damit verbundenen höheren Futteraufwand in Kauf zu nehmen. Das Wachstum wird hierbei kaum beeinträchtigt, da das Kaninchen weitgehend in der Lage ist, den geringeren Nährstoffgehalt des rohfaserreichen Futters durch eine entsprechend höhere Futteraufnahme auszugleichen.
Kondition : Ernährungszustand, der bei optimaler Ausprägung der Produktionsstufe angepaßt sein soll ( z.B. Zuchtkondition - ohne Depotfett). Die Beurteilung der optimalen Kondition anhand des äusseren Erscheinungsbildes erfordert insbesondere bei Zuchttieren einige Übung und Erfahrung. Anhaltspunkte gibt das Abtasten der Dornforsätze der Rückenwirbel. Die sicherste Information gibt die regelmäßige Gewichtskontrolle der Zuchttiere. Zu starker Fettansatz ist die häufigste Ursache schlechter Fortpflanzungsleistungen.
Praktische Fütterung
Als Grundsatz gilt, wie man auch füttert : Krasse Futterwechsel sollten auf jeden Fall vermieden werden! Ein Futterwechsel sollte langsam gleitend vorgenommen werden. Dies gilt insbesondere bei der Fütterung von Grobfutter, wie z.B. beim Wechsel von Heu auf Grünfutter oder bei dem Wechseln von einer Grünfutterart auf die andere.
Wer sich nicht der Mühe unterziehen will, die tägliche Ration anhand von Nährstoffbedarf und Nährstoffgehalt des Futters selbst zu errechnen, kann von den nachfolgend angegebenen Futtermengen ausgehen. Diese Mengenangaben gelten für mittelschwere Rassen. Sie liegen für Tiere kleinerer Rassen etwa 30 % niedriger und für die Tiere großer Rassen um etwa 20 % höher.
Häsin und Rammler während der Zuchtruhe
Alleinfütterung: Alleinfutter für Zuchtkaninchen auf 140 g pro Tag rationieren oder die Tiere nur 5 Stunden pro Tag fressen lassen.
Kombinierte Fütterung : Bis zu 50 g Alleinfutter für Mastkaninchen pro Tag sowie Grobfutter satt. Bei Tieren kleiner Rassen kann die Alleinfuttergabe entfallen, desgleichen bei Tieren anderer Rassen mit Anzeigen einer beginnenden Verfettung. Zwei bis drei Wochen vor dem Decken sollten in jedem Fall das Alleinfutter für Mastkaninchen in der angegebenen Menge verabreicht werden, um eine Mangelernährung auszuschließen.
Trächtige Häsin und Deckrammler
Während der Trächtigkeit produziert die Häsin einer mittelschweren Rasse durchschnittlich 8 Jungtiere im Gewicht von 40-60 g, 150-200 g sonstige Trächtigkeitsprodukte (Fruchthäute, Fruchtwasser, Vergrößerung der Gebärmutter und des Gesäuges), 10-15 g Haare für den Nestbau. 80-90 % dieser Leistungen werden im letzte Drittel der Trächtigkeit (hochtragend) produziert. Die nachstehenden Mengenangaben beziehen sich insbesondere auf diesen Zeitraum. Um einem zu starken Fettansatz vorzubeugen, sollte 14 Tage nach dem Decken geprüft werden, ob die Häsin tragend ist. Der Futteraufwand der Deckrammler liegt nur dann über dem der Zuchtruhe, wenn über eine längere Zeit zwei und mehr Deckakte pro Woche absolviert werden müssen.
Alleinfütterung : Alleinfutter für Zuchtkaninchen zur beliebigen Aufnahme entspricht etwa 160-180 g pro Tag.
Kombinierte Fütterung : 100-120 g Alleinfutter für Mastkaninchen pro Tag, Grobfutter satt.
Säugende Häsin : Die nachstehenden Mengenangaben gelten für eine Säugezeit von bis zu 5 Wochen. Bei einer längeren Säugezeit ist ab der 4. Woche wegen der nunmehr geringeren Milchleistung von weniger als 100 g pro Tag nur noch die für hochtragende Häsinnen angegebene Futtermenge zu verabreichen. Bei kombinierter Fütter sind Jungtiere und Häsin während der Säugezeit getrennt zu halten, damit ab der 3. Lebenswoche das Kraftfutter allein den Jungtieren angeboten werden kann. Lediglich der von diesen nicht aufgenommene Rest der Tageszuteilung wird am darauffolgenden Tag der Häsin gegeben.
Alleinfütterung : Alleinfutter für Zuchtkaninchen zur beliebigen Aufnahme, entspricht 300-500 g pro Tag.
Kombinierte Fütterung : 150-200 g Alleinfutter für Mastkaninchen pro Tag, Grobfutter satt.
Jungtiere : Bis zu einem Alter von 10 Wochen erhalten Mast- und künftige Zuchttiere das gleiche Futter und die gleiche Menge. Anschließend bekommen die für die Zucht bestimmten Tiere nur noch etwa 80 % der Futtermenge, die bei beliebiger Futteraufnahme gefressen wird.
Die Ausschöpfung des veranlagten Wachstumsvermögens erfordert die beliebige Verabreichung eines optimal zusammengesetzten pelletiertem Alleinfutters. Das gleiche gilt für Jungtiere, die früher als nach 5wöchiger Säugezeit abgesetzt werden. Die in den ersten 3-4 Wochen nach dem Absetzen bei beliebiger Aufnahme von pelletiertem Mastfutter auftredenden Verluste infolge von Dysenterie können in dieser Zeit durch folgende Maßnahmen verringert werden:
-Begrenzung der Futteraufnahme auf 60-70 % der bei beliebiger Fütterung aufgenommenen Menge und Beifütterung von Grün- und Rauhfutter.
-Verabreichung von Zuchtfutter mit höherem Rohfasergehalt (>12 %).
Bei begrenzter Verabreichung von Kraftfutter konkurrieren sie dann mit der Häsin um das Futter, von welchem sie wegen der sinkenden Milchleistung immer mehr benötigen. Die getrennte Haltung von Jungtieren und Häsin während der Säugezeit vermeidet diesen Nachteil und verringert außerdem das Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten von der Häsin auf die Jungtiere. Vorbeugende Verabreichung von "Altabactine" (Hersteller: Whitemoyer) über das Trinkwasser. Bei alleiniger Verabreichung von Grobfutter betragen die Tageszunahmen im Durchschnit nur bis zu 15 g. Sie lassen sich auf bis zu 25 g steigern, wenn das Grundfutter durch täglich 60 g Mastalleinfutter ergänzt wird. Sofern anderweitig für die Deckung des Vitamin- und Nährstoffbedarfes Sorge getragen wird, können ähnliche Leistungen auch mit der Beifütterung von Getreide allein erreicht werden.